Zur Geschichte
der "Zigeuner-Kolonie"
auf der Kröge

• Die Vorfahren der Anna Klein
• Wohnverhältnisse bei Familie Klein auf der Kröge
• Das Verhältnis der Sinti zu den Battenbergern

 


Neu-Jägersdorf (Kröge). Ausschnitt aus einem Gemälde von J. G. Stockmar, Mitte 18.Jh., Kopie im Stadtmuseum Battenberg

Die "Kröge" ist heute ein kleiner zu Battenberg/Eder gehörender Weiler, unmittelbar östlich der L 3382, die dort dem Edertal folgend von Battenfeld nach Dodenau verläuft. Der quadratische Grundriß und die Konturen der Umwandlung sind noch heute zu erkennen.

"Wohl schon um 1700 ... wurde nahe Battenberg ... mit dem Bau eines großen landgräflichen Jagdhofes in der Form eines Jagdlagers aus festen Gebäuden begonnen." Es wurde Neu-Jägersdorf, später als "Kröge" bezeichnet. Ein Grundriß zeigt ein quadratisches Geviert von etwa 150 m Seitenlänge wie ein Wasserschloß von Mauer und Graben umgeben. 44 einzelne Gebäude bilden ein streng symmetrisches Schema. Bauherr: Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1678-1739).

Es kann als sicher gelten, daß dieser Jagdhof niemals in geplanter Form fertiggestellt worden ist; er ist nur selten genutzt worden und begann recht bald zu verfallen.

Auf Anordnung der Regierung in Darmstadt wurde Neu-Jägersdorf 1769 - bestehend aus noch 28 kleinen Gebäuden - aufgelöst und an den Battenberger Ratschöffen Hermann Seipp (für 600 fl.*) verkauft. 1788/89 wurden 12 der noch verbliebenen "Häusgen" verkauft. Zu dieser Zeit lebten in Neu-Jägersdorf sieben Familien (13 Erwachsene, 25 Kinder, l Magd und l Tuchmachergesell). Zu Zigeunern oder der Familie Klein ist kein Hinweis zu finden. Um 1850 waren nur noch vier der alten Logierhäuschen erkennbar.(1)

Wie kamen die Sinti (= Familie Klein) nach Battenberg-Kröge?
Es liegen Nachrichten vor, die von Zigeunern im Oberen Edertal berichten: Einzelne Bewohner werden bestraft, weil sie Zigeuner in ihrem Haus beherbergt und das nicht den Behörden angezeigt hatten (so David Veit aus Dodenau, 1658 zu 1/2 fl., Schweinehirt Gerlach Noll oder Hans Bienhauß aus Battenberg im gleichen Jahr). Eine "Zigeuner-Bande" von Rennertehausen wird 1804 abgeholt und ins Wittgensteinische "abgeschoben". (2)

 

Die Vorfahren der Anna Klein

Uns interessiert hier vor allem der Sinto Ludwig Klein aus Reddighausen.
Im Evangelischen Kirchenbuch von Battenfeld wird unter dem Jahr 1777 die Taufe des Ludwig (Johann Karl Otto) Klein angezeigt. Seine Eltern: Ludwig und Anna Christina ("uxor" = Ehefrau eines Zigeuners). Pate: u.a. Landgraf Ludwig IX. (1768-90) (!)

Am 27.5.1788 bittet er "um gnädigste Überlassung eines Häusgen mit dem Gärtgen auf der Kröge bey Battenberg". Er ist bereit, 45 fl. für 2 Häusgen mit Garten zu zahlen. Eine Battenberger Amtsrechnung bescheinigt den Kauf des Häuschen Nr. 7, datiert vom 3.2.1791. Das dürfte der Beweis dafür sein, daß all die Geschichten und Sagen über die Ansiedlung einer Zigeunerfamilie auf der Kröge in den Bereich der Legende gehören. (3)

Auch bei C.F. Günther ("Bilder der Hessischen Vorzeit", Darmstadt 1853, S. 213) finden wir einen Hinweis, wie die Vorfahren der Anna Klein zu einem Anwesen auf der Kröge gelangt sind:

"Im Jahr 1850 war nur noch eins der Stallgebäude und vier kl. Häuschen, eingebaut in andere Gebäude, vorhanden sammt jenem merkwürdigen Zigeunerhäuschen ..., in welchem (Landgraf) Ludwig VIII. die Vorfahren dieser Zigeunerfamilie tolerirte ... Diese Zigeunerfamilie, bekannt unter dem Namen Ludwig, hielt sich dorten bis zum Jahre 1848 auf ..."

Einige Seiten weiter, in dem Abschnitt "Kleudelburg" (4), wird sogar der vollständige Name des Zigeuners genannt:
"Das Bedienstetenhaus und die Wohnhäuser werden von Jacob Seipp zu Battenberg (sein Vater hatte 1769 die Kröge käuflich erworben) erkauft ... Eins der Wachthäuser soll dem Zigeuner Ludwig Klein ... geschenkt worden sein." (5)

W.Schäfer hat uns eine handgeschriebene Namenliste von Sinti hinterlassen, die im 19. Jh. auf der Kröge gelebt haben, darunter treten die Familiennamen Klein bzw. Lagrein mehrfach auf (zum Namenwechsel s.u.). (6)

Die Großherzoglich Hessische Zeitung vom 7.11.1815 berichtet über einen Zigeuner namens Friedrich Ludwig Klein von der Kröge, der mit drei weiteren Häftlingen aus dem Krankenzimmer des 'Zucht- und Besserungshauses' Marienschloß **) ausgebrochen war. (7)

Nach F.L.Klein (es müßte sich um jenen Ludwig Klein handeln, von dem in Günthers "Bilder aus der Hessischen Vorzeit" die Rede ist) wurde steckbrieflich gefahndet: "Friedrich Ludwig Klein, gebürtig auf der Kröge, Amt Battenberg, Alter 26 Jahre (=1789 geb.), Größe 5 Schuh, 6 Zoll (= etwa 1.73 m), Haare schwarz, Stirn niedrig, Augen braun-schwarz, Nase breit und stark, Mund gewöhnlich mit starker Unterlippe, Bart schwarz mit Backenbart ... Statur stark..."

Im "Klein-Clan" tauchen etliche Träger des Vornamens Ludwig auf. Auf der o.a. DVD von W.Schäfer (2006/7) findet man mehrere Dokumente, die nicht zum Steckbrief des gesuchten Friedrich Ludwig Klein (1789 geboren) passen. (Es gab übrigens noch einen Friedrich Ludwig Klein, 1751 in Echzell geboren, der 1811 in Gießen zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Er soll der "Heiden-Ludwig" sein.)

Als Eigentümer des Kröge-Häuschens, das sein gleichnamiger Vorfahr (sein Vater?) erworben hatte, wird ebenfalls ein Ludwig Klein neben anderen (Rahn, Seip, Schneider, Bertux, Bornmann, A.Schmidt) unter dem Jahre 1823 genannt. Im Brandversicherungsverzeichnis von 1823 (und 1827) wird dieser Besitzstand bestätigt.

Von diesem Ludwig Klein ist eine "Concession" zum Lumpenhandel erhalten, 1812 in Gießen ausgestellt. Sein Sohn Ernst Karl Philipp ertrinkt 12jährig in der Eder. Für seine Tochter Louise wird eine "Sicherheitskarte" für das Jahr 1824 auf der DVD angezeigt; sie war damals 15 Jahre.

Offenbar ist Louise jene Person, von der im Folgenden gesprochen wird.

Friedrich Ludwigs Kleins Tochter, "die eine waschechte Zigeunerin war", verliebte sich in einen blonden Melker ("Schweizer"), der auf einem Gutshof bei Gießen-Leihgestern beschäftigt war. Zufällig trug er auch den Familiennamen Klein "wie die schöne, zierliche Zigeunerin von der Kröge". Sie heirateten und und lebten auf der Kröge in friedlicher Eintracht zusammen. "Wenn bis dahin alle Nachkommen der Zigeunerfamilie Klein exotisch aussahen, setzte sich nach dieser Heirat bei einigen Nachkommen immer mehr das Blonde durch." So auch bei einem Enkelsohn Sebastian Klein, der als "blonder Zigeuner" bekannt werden sollte (1881 in Gießen geboren). Von ihm und seinem Bruder Albert berichtete die "Frankenberger Zeitung" am 27.3.1899. Beide hatten sich vor einer Marburger Strafkammer zu verantworten, die sie wegen Hausfriedensbruch, Mißhandlung etc. zu einer Gefängnisstrafe verurteilte.

Nachdem Sebastian Klein seine 9monatige Strafe in Marburg verbüßt hatte, mußte er in Kassel seinen Militärdienst ableisten (denn er war ja wie andere seinesgleichen deutscher Staatsbürger). Hernach reiste er - wie seine Eltern und Artgenossen - mit Pferdchen und Planwagen durch Hessen. "Sein Charakter hatte sich ... zum Positiven gewandelt: der 'liebenswerte Zigeuner' fand überall Anklang." In Gießen-Wieseck lernte er ein Mädchen kennen, das er bald heiratete. 1911 wurde seine erste Tochter geboren; elf weitere Geschwister sollten folgen.

Fritz Neuschäfer kann uns einiges aus dem Leben des "blonden Zigeuners" erzählen:
Seine bevorzugten Reiseziele lagen im Altkreis Frankenberg: Er besuchte (natürlich) öfter seine Verwandten auf der Kröge und damit Battenberg, wo er "Stammkunde" in der Gastwirtschaft "Wack" gewesen sei. In Frankenberg hatte er einen festen Stellplatz, und zwar an der Osterbrücke in der Rosenthaler Straße am Kalten Wasser. Während des mehrwöchigen Aufenthaltes besuchten seine schulpflichtigen Kinder den Unterricht in der Stadtschule am Ortenberg. In der Gastwirtschaft und Metzgerei Himmelmann am Geismarer Tor in Frankenberg war Sebastian bei "Lieschen Himmelmann" ein gern gesehener Gast. Auch in Rosenthal und Frankenau hielten sich die Kleins öfter auf.

Im Jahre 1868 ist es zu einer Änderung des Familiennamens gekommen: Erst von diesem Jahr an führt die hier gemeinte Sippe statt des früheren Familiennamens LAGREIN (auch Lagerin) den Namen KLEIN.
Dieser Vorgang wird von Chr. Kahler im Zusammenhang einer Eheschliessung mitgeteilt. Am 22. Juli 1868 wurden Julius (Johannes) Lagrein und Eva Hitschler in Dammhausen an der Salzböde (Kreis Biedenkopf) getraut.(>> Anhang 2)
Eva H. brachte zwei uneheliche Kinder mit in die Ehe. Sie war die Tochter von Johann Hitschler aus Dammhausen und Katharina Klein aus Battenberg-Kröge (1774 geboren). (8)

Bis heute wissen wir nicht, wo die "Zigeuner-Anna" (= Anna Klein) geboren worden ist. Ein Hinweis im Gespräch, das W.Schäfer mit Käthe Bienhaus auf der Kröge am 15.5.1982 geführt hat, könnte uns vielleicht weiterhelfen. (Frau K. Bienhaus ist übrigens 20 - 30m vom letzten Zigeunerhäuschen entfernt 1914 geboren worden und hat diese Sinti-Familie von nächster Nähe erleben können!)

Als Geburtsort der Anna (Ludmila) Klein (geb. Lagrein ?) findet man in den vorhandenen Unterlagen den Ortsnamen Lamorde ***) bzw. Eberpfütz (Einwohnermeldeamt Battenberg). Diese Ortschaften sind nicht auffindbar. Könnte es sich vielleicht um Übertragungs-/Schreibfehler handeln?
Frau Bienhaus: "Die Anna hat er, glaub ich, aus Ungarn mitgebracht." (Auch hier gibt es diese Ortsnamen nicht.) Wer ist "er"? Käthe Bienhaus spricht anfangs des Gesprächs mit Schäfer von einem "Zigeuner-Schorsch", den ihr Vater (Karl Ebel, Jahrgang 1881) gut gekannt habe. (Sie waren ja direkte Nachbarn der Kleins.) Chr. Kahler weiß in ihrem bereits zitierten Beitrag von einem Korbmacher Georg (vulgo "Schorsch") Klein, der am 21.2.1872 auf der Kröge geboren worden ist und am 22.2.1933 in seinem Wohnwagen, vor Battenfeld haltend, verstorben ist. (a.a.O., 251) Er hat ein Verhältnis mit der noch blutjungen Anna gehabt, denn er soll der Vater von Friedrich Klein (am 27.5.1916 in Sachenshausen/Waldeck geboren und zwei Monate alt gestorben) gewesen sein.

Der Verf. meint: Das war jener "Zigeuner-Schorsch".

 

Wohnverhältnisse bei den Kleins auf der Kröge

Unter dem Foto der Anna Klein (s. unter Abbildungen) war zu lesen:
"Sie war die letzte Eigentümerin des Grundstücks (auf der Kröge), das einst Ludwig Klein (s.o.) von Landgraf Ludwig IX. (1768-90) gekauft hatte."
Wie auch immer - das Haus (Nr.8) hat nachweislich bis 1930 existiert, ab 1.4.1930 ist es - baufällig wie es längst war - abgerissen worden. (9)

Beschreibung von Haus Nr. 8, Parzelle 46, Battenberg-Kröge am 12.9.1930 (9):

 Wohnhaus mit Hofraum, 2 Stockwerke
 Bauart der Umfassungswände "Fachwerk" - "Ziegeldach"
 baulicher Zustand "gering"
 1.Stock enthält 1 Küche und Stall für 1 Pferd
 2.Stock 1 heizbares Zimmer
 Grundstück 1,09 a
 Abbruch ab 1.4.1930

Aus dem Interview, das 1982 W.Schäfer mit Käthe Bienhaus geführt hat, erfahren wir über dieses letzte Zigeunerhäuschen Folgendes:

"6m breit, das war nur ein Zimmer ... es kann quadratisch gewesen sein. Unten war der Pferdestall, da hatten sie ihr Pferd drin (das den Wohnwagen zog). Nachher hatten sie noch ein Bretterbudchen daneben gemacht, wo die Gäule reinkamen... Da gings die Treppe hoch und oben war dann ein Zimmer. Das Dachgeschoß war nicht ausgebaut. ...
Das Zigeunerhäuschen stand gerade hinter der Garage (am Grundstück der Familie Bienhaus). Dort, wo heute der Briefkasten (von der Post) steht. ... Es war so ein richtiges kleines Fachwerkhäuschen. In der Mitte war 'ne Tür und hüwwe un drüwwe war ein Fenster. Dann ging's die Treppe roff. Oben war ein Zimmer. Man hatte Angst ... (es war alles baufällig). Wenn niemand da war, da hat man mal geguckt.
... dann wurde da mit de Steine ringeworfen ... die wollte doch auch gern die Zigeuner los sein, wie das so war."

Von einem Sohn der Anna Klein, Julius Weiss, wird in dem o.a. Interview mit W.Schäfer ausgesagt:

"Das Haus hat gestanden bis 1930 ... da haben sie es so weit runtergebracht, daß das Dach eingefallen ist." Seine Mutter haben sie (gemeint Stadtverwaltung Battenberg) angewiesen, die Kröge zu verlassen. "Ganz hinten am Waldrand, da haben sie die Wohnwagen hingeschoben."

Christa Kahler: "Ich weiß noch, daß die Zigeuner-Anna mit ihren Söhnen in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon unterhalb des 'Krögerrains' wohnte, der damaligen Straße, die vom Gasthaus 'Grüner Wald' nach Battenfeld führte."

Von K.Bienhaus und Pfarrer Bechthold wissen wir, daß dieser Wohnwagen nach der Deportation der Familie Klein 1943 von HJ-lern unter Gegröl in die Eder geworfen worden ist.

Zum Wagen, in dem die Familie Klein nach 1930 wohnte, sagt K.Bienhaus: "Im Wagen waren die Betten übereinander. Ich war nicht drin. Wir haben nur reingeschaut... Der Wagen war aus Holz mit großen Speichenrädern... Da kamen vier, fünf (Personen) rein und die anderen, da gab es Kissen aus Stroh, das kam unter (den Wagen) auf die Erde, und die Hunde dabei. Ein kleines Herdchen hatten die da drin."

 

Das Verhältnis der Sinti zu den Battenbergern

Interessant ist, daß man aus dem vorhandenen Material, soweit der Verf. aus dem Nachlaß Wolfram Schäfers und anderen Darstellungen zur Kröge ermitteln konnte, kaum etwas über das Verhältnis der dortigen Zigeuner/Sinti zur einheimischen (Battenberger) Bevölkerung (vor allem zu den deutschen Mitbürgern, die ja auch auf der Kröge wohnten) erfährt.

Im Gespräch W.Schäfers mit Käthe Bienhaus (die ja in unmittelbarer Nähe zur Sinti-Familie Klein aufgewachsen ist) gibt es nur Andeutungen, daß ihr (und ihrer Eltern) Verhältnis zu den "Zigeunern" auf der Kröge nicht ungetrübt gewesen sein kann: z.B. stört sie, daß die Familienangehörigen der Kleins andauernd bei ihnen (Trink-)Wasser holen wollten (da die Kleins keinen eigenen Wasseranschluß hatten). "Da wurden wir 's auch mal leid. Da wurde auch mal geschimpft mit ihnen, dann gingen sie in ein anderes Haus (auf der Kröge). Da waren wir froh, wie wir die Zigeuner los waren. Die Schweinerei, kein Klo und nix."
"Mit den Kindern (der Kleins) so direkt gespielt haben wir auch net. Die waren ja auch viel kleiner wie wir... In die Schule wollten sie auch net gehen. Der Julius (= Julius Weiss) ist das meiste in die Schule gegangen. Er ist sogar auch konfirmiert worden."

Nur ängstlich können sie sich - während der Abwesenheit der Kleins -deren Behausung nähern. "Wenn niemand da war, da hat man mal geguckt. Nachher - hier war auch so die Jugend - junges Volk - dann wurde da mit Steine ringeworfe ... die wollte doch auch gern die Zigeuner los sein, wie das so war."

Immerhin erwähnenswert findet Frau Bienhaus die vielen Männerbesuche (offenbar mit Folgen für die "Zigeuneranna" !?) sowie die arge Geräuschkulisse bei den Zigeunertreffs auf der Kröge. "Man guckte nur auf Zigeunerwage, und ein Krach und Kinnergeschrei, Hundegebell und was das all war." Anzeigen bei der Ortspolizei durch die Kröger Anwohner hatte das zur Folge, "und dann mußte die weg. Die durfte nicht länger wie drei Nächte dableibe ... und dann mußte die wieder fortgeschafft werden. Es gab Ärger mit. Aber man durfte sich net mit ihnen auflege. Sind einmal Zigeuner. Da mußte man auch Angst haben."

(Zitate stammen aus dem o.a. Interview mit K. Bienhaus!)

 

Julius Weiss (im Gespräch mit W.Schäfer): Im Zusammenhang mit einer "Flurbereinigung" des Krögerrains nach 1943 (10) (also nachdem Anna Klein und ihre anwesenden Kinder verhaftet worden waren), demzufolge auch das Anwesen der Familie Klein beseitigt worden ist, meint Julius W.: "Waren doch alles Zwangsmaßnahmen von Battenberg aus, also von diesen Herren damals aus ... das haben die alles gemacht. Die waren auf der Kröge alle sehr verfeindet. Wenn die Eltern oder die Vorfahren (der Kleins) auf Reisen gefahren sind, dann haben sie das Haus beschädigt."

 

 

        * fl. = Abkürzung für Gulden (alte deutsche Währung)
    Um 1700 besaß l fl. eine Kaufkraft von ca. 40-60 Euro (2009). 1747 mußte ein Meister im Fm.Sayn-Altenkirchen l Tag, ein Geselle 2 1/2 Tage, ein Tagelöhner 3 Tage zu je 13,5 Std. dafür arbeiten. (Wikipedia)

      ** östlich Butzbach. Zur Gemeinde Rockenberg (Wetteraukreis) gehörend

    *** s. Hauptbuch Zig.lager A - Birkenau

     
  1. Angaben stützen sich v.a. auf: K.Böhme, Jagd und Jagdbauten der Landgrafen von Hessen-Darmstadt im ehem. Amt Battenberg 2013, S. 8ff.;
    auch: Chr.Kahler in: Battenberger Geschichten Bd.2, 247ff. mit Abb. (s.o.: Ausschnitt aus einem Ölgemälde aus dem Jagdschloß Kranichstein aus der Mitte des 18.Jhs.) > zurück z.Text (1)

  2. Angaben nach: DVD (W.Schäfer, Vortrag 2007).
    Sinti tauchen zum ersten Mal im hessischen Raum um 1400 auf (s. dazu: U.Enbring-Romang, Die Verfolgung der Sinti und Roma in Hessen. Ffm.2001, 40 ff. - Für Europa: K.Frings, Sinti und Roma. Geschichte einer Minderheit . München 2016, 34ff.) > zurück z.Text (2)

  3. s. auch: Vortrag W.Schäfer in Battenberg 2007, besprochen in HNA 3.5.2007 (K.-H.Völker) und in Frankenberger Zeitung 30.4.2007 > zurück z.Text (3)

  4. Die Kleudelburg war der zweite Jagdhof, den Landgraf Ernst Ludwig bei Battenberg errichten ließ. > zurück z.Text (4)

  5. Entnonmen: W.Schäfer, Wahrheit oder Legende, ... Blatt 6 > zurück z.Text (5)

  6. >> Anhang 1 > zurück z.Text (6)

  7. Zitate aus: Fritz Neuschäfer, Die Zigeuner von der Kröge. In: Frankenberger Heimatzeitung. 1994 (12.Jg.), S.95ff.
    Auch die folgenden Mitteilungen lehnen sich an diesen Beitrag an. > zurück z.Text (7)

  8. Chr.Kahler, a.a.O.,S.250f. > zurück z.Text (8)

  9. Quelle: DVD W.Schäfer, Vortrag in Battenberg > zurück z.Text (9)

  10. Anmerkung des Verf. dazu: Die Zeitangabe 1943 dürfte falsch sein, denn schon vorher war das betr. Haus gar nicht mehr vorhanden (s. Angaben von K. Bienhaus und Julius Weiss selbst). In den "Hinterländer Geschichtsblättern" 1925 (Nr.1) heißt es über die Verhältnisse auf der Kröge:
    "Nur ein kleines Häuschen ... (gibt es) nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt ... ist heute Ruine. Es befindet sich jetzt im Besitze der Gemeinde Battenberg und dient noch jetzt vorübergehend Zigeunern als Wohnstätte" (aus: W.Schäfer, Wahrheit und Legende ... Blatt 10); vgl. auch Text oben > zurück z.Text (10)