Wissenswertes zum Kapitel: Battenberg in der NS-Zeit


aus: 750 Jahre Battenberg. Die Bergstadt im Walde.
Hg. Magistrat der Stadt Battenberg aus Anlass der 750-Jahr-Feier im Jahre 1984.
Kapitel II, verfasst von Karl Bechtholt

(1) Wahlergebnisse, speziell für NSDAP in Battenberg 1930-33:
- SPD 0,9%
- KPD 0,6%
- NSDAP 85,2%
(2) Der 1.Stützpunkt der NSDAP im Amt Battenberg wurde in Battenfeld am 1.11.1931 von drei Personen gegründet.
Gründung der Ortsgruppe Battenberg erfolgte am 28.5.1932.
Die Ortsgruppe Battenberg der NSDAP zählte am 25.4.1938 232 Pg.
(laut Volkszählung vom 17.5.1939 hatte B. 1.122 Einwohner, d.h. jeder 5. war demnach Mitglied der NSDAP (ca.2O,67%). a.a.0.,138
(3) Das Netz der NSDAP erfasste alle Lebensbereiche über:
SA – NSF (Frauenschaft) - NSBO - DAF – NSV (Vo1kswohlfahrt) - NSKK - KdF – NSKOV (Kriegsopferversorgung) - Kindergarten, Schule, Jungvolk, HJ, BDM.

Lehrer, Beamte von Forst und Justiz, Handwerker und Geschäftsleute von Battenberg waren fast alle Mitglied der NSDAP geworden (s. "Märzveilchen" bzw. "Maikäfer").

"Die Pg. waren bei uns durchweg Glieder der (ev.) Kirche geblieben." Die Kinder wurden weiterhin zu 99% getauft und konfirmiert. Es habe – nach Pfarrer Bechthold - bis etwa 1941 keine Verunglimpfungen der Kirche, des Pfarrers durch die NSDAP gegeben.

Als er (Bechth.) nach B. gekommen sei (1938?), war der ev. Pfarrer "ausgebootet"; die Religionslehrer seien " von der NSDAP her angewiesen" worden.

Die Parteifeiern (im Hotel Clemens) hätten sich immer mehr vom Christentum entfernt. Die neuen NS-Unterführer u.a. seien nach Besuch der Qrdens- und Schulungsburgen fanatísiert und "völlig verhetzt und verbiestert gegen Kirche und Pfarrer" zurückgekehrt. (143) Es hätten SA-Demonstrationen vor der Kirche zu Beginn des sonntäglichen Gottesdienstes stattgefunden; die Kirchgänger seien von der SA aufgeschrieben worden. Er (B.) sei z.B. in Laisa oder Holzhausen auf dem Weg zum Gottesdienst von ehemaligen Konfirmanden (nun HJ-Führer) verspottet worden.

Mehrere jüdische Familien hätten nach Verkauf ihrer Häuser und Geschäfte zwischen 1933 und 1937 Battenberg verlassen und seien ausgewandert. So die Familie von Hermann Drucker (der in der Hauptstr.43 ein Manufaktur- und Kolonialwaren-Geschäft besaß).Genannt werden auch Berthold Eckstein (Schuhgeschäft, Getreidehandlung in der Hauptstr.27), der Hausierer Salomon Illfeld, Selma Löwenstein, Louis Neubürger und Markus Oppeneimer.

Nur der Viehhändler Siegmund Stern und seine Angehörigen blieben. Sein Schwiegersohn war der Viehhändler Gustav Isenberg mit drei Kindern.

Siegm. Stern starb 1941, seine Familie und die lsenbergs wurden 1942 in den Osten "umgesiedelt" (wo sie alle umgekommen sind).

Im November l938 ist die Synagoge in Battenfeld niedergebrannt. Der Viehhändler Richard Isenberg durfte danach seinen Beruf nicht mehr ausüben. Seine Frau wurde bei einem nächtlichen Überfall durch SA-Kommandos am Kopf verletzt. (s. 129ff.)

Die auf der Kröge lebenden Zigeuner (s.d.) wurden mit Ausnahme der wehrfähigen Männer - wie die Juden in Battenberg während des Krieges "ausgesiedelt“".

In Battenberg habe es nach Meinung des Verf. keinerlei Widerstand gegeben. Ihm seien Einzelfälle bekannt, die nicht in die Partei eingetreten seien; ihnen sei aber nichts zuleide getan worden.

Durch die Medien (Radio, Film) sei der Anschlag vom 2O.7.44 bekannt geworden - doch in Battenberg hätte sich danach nichts geändert.

Durch die Medien (Radio, Film) sei der Anschlag vom 2O.7.44 bekannt geworden - doch in Battenberg hätte sich danach nichts geändert.

1945 hätten die Amerikaner Battenberg u. Umgebung widerstandlos besetzen können.

Ergänzung:

In der o.a. "Chronik" wird noch von der Wiederverleihung der Stadtrechte an Battenberg am 13.8.1936 berichtet (133ff.). Dieses Ereignis wurde von der NSDAP zu einer Großkundgebung genutzt. Am 23.8.36 fand die Übergabe der betr. Urkunde bei Anwesenheit des Gauleiters statt. Die Ansprache des Battenberger Bürgermeisters (Karl Wolf IV.) befindet sich auf S.l35.